Projekt
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Die deutsche Cellistin Tanja Tetzlaff spielt J.S. Bachs Cellosuiten Nr. 4 bis 6 – inmitten verwundeter, vom Klimawandel gezeichneter Natur.
Die Schönheit begegnet ihrer Zerstörung.
Wollen wir wirklich tatenlos zusehen?
synopsis
Schmelzende Gletscher, verdorrte Landstriche, überschwemmte Ortschaften – der Klimawandel zeigt auch in Europa bestürzende Auswirkungen. Was tun wir Menschen diesem wundervollen Planeten nur an?
Erschüttert von der Bedrohung und Zerstörung unserer einzigartigen Ökosysteme, will die renommierte deutsche Cellistin Tanja Tetzlaff die Natur um Verzeihung bitten. Sie reist mit ihrem Instrument an Orte in Europa, an denen der Klimawandel bereits Realität ist und sichtbar empfindliche Wunden geschlagen hat. Inmitten teils bizarrer Szenerien interpretiert Tanja Tetzlaff die Cellosuiten Nr. 4-6 von Johann Sebastian Bach, kontrastiert durch eigens für sie komponierte Werke von Thorsten Encke.
Sie klagt an, rüttelt auf, berührt mit ihrem virtuosen Spiel.
Die Schönheit der Musik steht in Kontrast zu den teils dramatischen Bildern aus der verwundeten Natur, sie stemmt sich gegen die Endgültigkeit der Zerstörung. Ein musikalisch und visuell bewegendes Plädoyer für mehr Achtsamkeit und Demut gegenüber der Schönheit unseres Planeten. Berückend und bedrückend zugleich.
intention
Der Mensch ist fähig, unendlich berührende Schönheit zu erschaffen: Gemälde, Skulpturen, Architektur, Kompositionen, Literatur … Und gleichzeitig gefährdet und zerstört er rücksichtslos die eigene Welt mit all ihren natürlichen und kulturellen Schätzen. Oft sind es die schiere Gier und Gedankenlosigkeit, die die Ausbeutung des Planeten vorantreiben, ganze Ökosysteme vernichten und den rasanten Klimawandel außer Kontrolle geraten lassen.
Es macht mich traurig zu erleben, dass durch die Zerstörung der Natur nicht nur die Schönheit unserer Welt, sondern auch unsere Zivilisation und Kultur bedroht sind. Geopolitische Krisen und Kriege drohen, wenn die Lebensräume für den Menschen schrumpfen. Wir müssen erkennen: Die Auswirkungen des Klimawandels auf unsere soziale und politische Kultur werden enorm sein. Und welcher Verlust steht den Menschen bevor, wenn Kulturstätten nicht mehr gepflegt und Kunstausübung nicht mehr unter- stützt wird? Wenn die Erhabenheit großer Kunst uns nicht mehr stärkt und ermutigt? Gerade in Krisen brauchen wir Menschen die kraftspendende Kunst, damit wir in schwieriger Zeit über uns hinauswachsen können. So will ich demütig die Augen senken und Abbitte leisten an die Naturinmitten der Natur.
Mit meinem Cello werde ich in verschiedene Landschaften Europas reisen, die vom Klimawandel bereits sichtbar verwundet sind. Dort möchte ich für die bedrohte Umwelt musizieren und um Verzeihung bitten.
Mit der großartigsten Musik, die man sich vorstellen kann: Johann Sebastian Bachs Cellosuiten Nr. 4 bis 6.
Bachs Musik, so finde ich, gleicht in ihrem Wesen der intakten Natur. Keine Note ist überflüssig, jede steht am rechten Platz, alles fügt sich perfekt zusammen. Genau wie in unserer Natur, wenn sie sich selbst überlassen und nicht ausgebeutet wird.
Auch hier hat alles seinen Platz – jede Landschaft, jedes Lebewesen, jede Bewegung.
Wenn ich Bach spiele, dann spüre ich die tänzerischen Bewegungen von Wasser, Wind und Bäumen, ich sehe das regelrecht vor mir. Seine Cellosuiten sind für mich Klang gewordene Natur.
Deshalb habe ich diese Stücke gewählt, um sie in der leidenden Natur aufzuführen, um mit ihnen um Verzeihung zu bitten und Trost zu spenden.
Mein Konzertfilm soll die Menschen berühren und aufrütteln. Und nicht zuletzt möchte ich mit ihm ein Konzerterlebnis schaffen, das Bachs Cellosuiten in einem ganz anderen Licht erfahrbar macht.
Tanja Tetzlaff
suiten für eine verwundete welt
Präsentiert von Tanja Tetzlaff | Glenn Gould Bach Fellow 2021-23
ermöglicht durch das Glenn Gould Bach Fellowship der Stadt Weimar unterstützt von der Philip Loubser Foundation in Zusammenarbeit mit den Thüringer Bachwochen: https://de.ggbfellowship.org
creative team
idee: Tanja Tetzlaff
konzept: Tanja Tetzlaff, Stéphan Aubé, Alix François Meier, Michael Bessert
regie: Stéphan Aubé
produktion: Alix François Meier
text & layout: Michael Bessert